
Viele Vereine begehen ihr 50. Jubiläum – das Fest zum 55. Geburtstag des Heimatvereins Neubruchhausen war hingegen vermutlich ein „Unikat“. Bei bester Stimmung und mit einem abwechslungsreichen Programm feierten die Dorfbewohner mit zahlreichen Gästen „ihren“ Heimatverein, der in „einem halben Jahrhundert plus 5“ viel Gutes für das Dorf bewirkt und unzählige Aktivitäten, Feste, Konzerte und Verschönerungen organisiert hat.
Die Premiere des Tages setzte bereits ein Ausrufezeichen: der öffentliche Gottesdienst von Pastor Florian Schwarz, der nach Anfrage des Heimatvereins die Zeremonie aus der Dreifaltigkeitskirche kurzerhand vor die beeindruckende Kulisse der Alten Oberförsterei verlegt hatte. Der unerwartet große Andrang führte dazu, dass kurz vor Beginn noch weitere Bänke und Stühle herbeigeschafft wurden, um allen Gläubigen einen Sitzplatz in der Frühlingssonne zu bieten. Im Mittelpunkt der Predigt stand passend der Begriff „Heimat“, zu dem Pastor Schwarz vielfältige Gedanken anbot.
Eine Geburtstagsfeier ist auch Anlass für Grußworte: Landrat Volker Meyer verriet, dass das Beste in seinem Hause aus Neubruchhausen kommt – seine Ehefrau Maren, die er passenderweise in der Alten Oberförsterei geheiratet hatte. Bassums Bürgermeister Christian Porsch erinnerte an die Erfolge des Vereins, der in 55 Jahren auch mal schwierige Zeiten durchmachte, inzwischen aber wieder mit einer engagierten Truppe für Belebung und Verschönerung im Dorf sorgt.
Holger Rullhusen vom Arbeitskreis Ortschronik – einer Untergruppe des Heimatvereins – berichtete über die Gründung des Vereins, wichtige Wegmarken der Folgejahre und nannte auch längst vergessene Namen der ersten Jahre. Besonders spannend waren die Talk-Runden mit Radio Bremen-Moderator Till Kohlwes, ebenfalls ein Neubruchhausener, der Zeitzeuginnen und -zeugen befragte.
So erzählte die einstige Grundschullehrerin Eva-Maria Raser von früheren Schulzeiten und dem Zwist zwischen zwei konkurrierenden Gesangsvereinen im Dorf. Manfred Weyher berichtete, wie er 1946 als sechsjähriger Flüchtling aus Ostpreußen nach Neubruchhausen kam, hier schnell Fuß fasste, als Maurer zahlreiche Häuser im Dorf baute und über Jahrzehnte als Feuerwehrmann aktiv war. Sigrun Reimer wurde in der alten Grundschule eingeschult, wechselte dann mitten im Schuljahr in den Neubau am Steinkamp und engagierte sich später als Mutter für den Bau einer Sporthalle.
Eine Überraschung hatte Stefan Steinkühler parat. Als Vorsitzender eines Bürgervereins hatte er in den 1990er Jahren die Alte Oberförsterei vor dem Abriss gerettet und mit mehr als 100 Mitstreitern eine umfangreiche Sanierung initiiert. Er berichtete, wie jeden Samstag Dutzende Engagierte – auch aus dem Heimatverein – mit anpackten. Zum Abschluss übergab er den handgeschmiedeten Originalschlüssel der damals ausgetauschten Eichentür als Glücksbringer an Heimatvereins-Chef Hans-Hermann Schrader.
An den Tischen gab es bunte Frühlingsblumen zum Mitnehmen – wie immer mit dem Motto „Neubruchhausen blüht auf“ auch als Beitrag zur Dorfverschönerung. Vor der Remise sorgte die Neubruchhausenerin Tanja Kaiser mit ihrer Band „Saitenwind“ für Musik. Gemeinsam mit Tanja Wagner, Bernd Droste, Michael Gottwald und Rolf Thiele unterhielt sie die Gäste mit Klassikern von Ina Müller, Alanis Morissette, Barbara Schöneberger, den Beatles, Norah Jones und mehr – sogar in den Gottesdienst war die Band eingebunden. Kräftiger Applaus und ein gut gefüllter Spendenhut waren der Lohn.
Die schönsten Bilder vom Geburtstagsfest in einer Diaschau: