Videogespräch statt Bürgerversammlung: Die Corona-Pandemie machte jetzt ein ungewöhnliches Format notwendig, um als neubruchhausen.de mit Christian Porsch, dem Bürgermeister der Stadt Bassum, und seinem Stellvertreter Norbert Lyko in einen Austausch zu wichtigen Fragen zu kommen.
Bau eines Fahrradweges zwischen Neubruchhausen und Bassum, die Situation der Grundschule im Dorf, die angespannte Verkehrssituation durch LKW und zu schnelle Autos, ein mögliches Baugebiet im Ort und mehr: Viele Fragen zu Gegenwart und Zukunft des Dorfes beschäftigen die Menschen in Neubruchhausen. Um Antworten zu bekommen, war von der unter der „Dachmarke“ neubruchhausen.de zusammengefassten Runde der Vereine und Institutionen im Ort zusammen mit Ortsvorsteher Hendrik Bülter für 2020 eine Bürgerversammlung geplant. In dieser sollten Vertreter von Stadt und Verwaltung Rede und Antwort zu den aktuellen Herausforderungen stehen. Eigentlich. Denn: Corona.
So wurde es schließlich ein anregendes Videogespräch am 4. Dezember 2020 mit einigen positiven Signalen (Fahrradweg, Schule), aber auch Punkten, die zeigten, dass es dringend notwendig ist, weiter am Ball zu bleiben (Baugebiet, Verkehrssituation). Hier eine Zusammenfassung der wichtigsten Fakten und Ergebnisse.
Die Teilnehmer: Acht Mann vor dem Bildschirm
Für neubruchhausen.de hatten das Orga-Team um Raimund Schrader, Maik Dannemann und Kai Uwe Bohn Fragen vorbereitet und das Gespräch organisiert. Von Seiten der Stadt nahmen Bürgermeister Christian Porsch und sein Stellvertreter, der Erste Stadtrat Norbert Lyko, teil. Natürlich war auch „unser“ Mann in der Politik, Ortsvorsteher Hendrik Bülter, mit in der Runde. Schließlich waren mit Tobias Denne (Syker Kurier) und Luka Spahr (Kreiszeitung) auch zwei Vertreter der Presse eingeladen worden.
Fahrradweg zwischen Neubruchhausen und Bassum kommt
Im Juli 2020 hatten Bürgermeister Porsch und Bauamtsleiter Martin Kreienhop im Interview mit neubruchhausen.de erklärt hatten, dass der Weg für den Bau des seit fast 30 Jahren geforderten Radweges frei ist. Ein halbes Jahr später berichtete Porsch, wie es weitergegangen ist. Die Planungen seien im Sommer noch einmal komplett auf den neuesten Stand gebracht worden: „Radwege werden heute breiter gebaut, vor Neubruchhausen ist ein Seitenwechsel samt Verkehrsinsel in der Mitte vorgesehen.“ Momentan sei die Niedersächsische Straßenbaubehörde in Nienburg mit den Unterlagen befasst, von dort kämen sie in Kürze zurück „und dann werden wir sie sehr, sehr zeitnah an den Landkreis weiterleiten, der ebenfalls wichtige Planungsschritte vollziehen muss.“
Planfeststellungsverfahren, Leistungsbeschreibung bis Sommer 2021, dann Ausschreibung und Baubeginn – das sollen die nächsten Schritte sein. „Wir hoffen, dann im Spätherbst oder Frühwinter 2021 das Band zur Einweihung durchschneiden zu können. Wir von der Stadt werden alles dafür tun, diesen Zeitplan einhalten oder sogar verkürzen zu können.“
Fahrradweg: „Wir hoffen, im Spätherbst oder Frühwinter 2021 das Band zur Einweihung durchschneiden zu können.“
Angesprochen auf die Finanzierung und mögliche Haushaltsprobleme durch Corona antwortete der Bürgermeister: „Der Plan zum Bau des Radweges ist politisch beschlossen. Es würde mich sehr wundern, wenn dieser Posten jetzt wieder herausgenommen wird.“ Er könne natürlich keinesfalls den politischen Beratungen vorgreifen – „aber nach fast 30 Jahren ist das Projekt meines Erachtens jetzt wirklich fällig.“
Grundschule Neubruchhausen: Standort soll bleiben
Beim Thema Grundschule war Erster Stadtrat Norbert Lyko voll des Lobes für den „ganz hervorragenden Standort mit den unglaublich engagierten Menschen dort“, die als „Bildungs-Campus“ den Übergang zwischen Kita, Krippe und Schule ausgezeichnet organisieren würden – „ein ganz wichtiger Standortvorteil!“. Weil die Schülerzahlen der nächsten Jahre zu niedrig sind, können nun auch Kinder, die sonst an die Bassumer Grundschulen Mittelstraße und Petermoor und zur Grundschule in Bramstedt gehen müssten, in Neubruchhausen zur Schule gehen.
Was den Transport zur Schule in Neubruchhausen und zurück angehe, sei der Landkreis zuständig – mit diesem sei man bereits in Gesprächen und, so Lyko und Porsch einmütig, „wenn es da Probleme geben sollte, sofort melden, dann helfen wir.“ Fakt ist: Bei Bedarf wird es Schulbusse für die Kinder von Bassum und Bramstedt nach Neubruchhausen und zurück geben.
Für die Grundschule Neubruchhausen offensiv zu werben und die Vorzüge herauszukehren, sei ein wichtiger und richtiger Weg. In den Verhandlungen mit der Landesschulbehörde gelte es, diese zu überzeugen und auch darzulegen, dass eine Beschulung der Neubruchhausener Kinder in der Stammschule Mittelstraße gar nicht möglich ist – kein Platz. Bürgermeister Porsch wies auf die entzerrte Unterrichtssituation in Neubruchhausen während der Corona-Pandemie hin, auch das sei ein echter Standortvorteil. Beide Politiker waren hinsichtlich der Verhandlungen mit der Behörde (Verlängerung der Ausnahmegenehmigung, Neubruchhausen als Außenstelle der Grundschule Mittelstraße betreiben zu dürfen) sehr optimistisch.
Baugebiet(e): Nichts Genaues weiß man nicht
„Das Thema geistert immer wieder mal durch das Dorf. Ein Neubaugebiet wäre – auch wegen der Schule – ein wichtiger Standortfaktor für uns“, machte Maik Dannemann klar und forderte mehr Unterstützung und ein klares Bekenntnis der Stadt. Das gab Christian Porsch: „Wir sind sehr daran interessiert, solche Flächen zu entwickeln“ und versuche dies auch schon länger. Für den möglichen Standort Jakobsberg sei man „kurzfristig dabei, Gespräche zu führen“ und als Politik und Verwaltung eine Lösung zu finden. Es gehe darum, Bauland so vorzubereiten, dass es auch bezahlbar sei – und: „Wir schauen bereits nach weiteren Flächen in Neubruchhausen, wo wir Bauland generieren können.“ Welche das wo seien, wollte Porsch nicht verraten.
„Wir schauen bereits nach weiteren Flächen in Neubruchhausen, wo wir Bauland generieren können.“
Jedoch: Es braucht Erschließungsträger, also beispielsweise Banken. In Neubruchhausen sieht man dahingehend momentan wenig Engagement – es tut sich offenbar nicht viel. Ein Eindruck, dem Christian Porsch widersprach. Man könne auch überlegen, ob nicht die stadteigene Wirtschafts- und Stadtentwicklungsgesellschaft WISEG Flächen erschließt und verkaufsfähig macht, wie sie es bereits in Bramstedt getan hat. Raimund Schrader bat darum, auch kreative Lösungen zu denken, um in Sachen Baugebiet möglichst schnell zum Ziel zu kommen – ein Ansatz, dem der Bürgermeister beipflichtete: „Wenn sich alle zusammensetzen und überlegen, wer wo welchen Teil bei der Erschließung übernimmt, und alle dann zufrieden sind – dann kann das ein erfolgreiches Projekt in Neubruchhausen werden.“
Unbefriedigende Verkehrssituation – keine Lösung in Sicht
Die durch LKW und PKW gleichermaßen vielbefahrene L332 durch den Ort macht vielen Menschen hier Sorgen. Insbesondere die oft zu schnelle Einfahrt ins Dorf von Ochtmannien/B6 her oder von Bassum kommend. Ortsschilder „vorzuziehen“, um früher Tempo 50 zu erzwingen, sei fast unmöglich, hatte Raimund Schrader bereits herausgefunden.
Auch sonst bleibt die Verkehrsregelung durch Geschwindigkeitsbegrenzungen oder Veränderungen schwierig – denn zuständig für den Verkehr auf dieser Straße ist der Landkreis. „Die Argumente der Verkehrsbehörde sind die, die zählen“, so Porsch. „Die haben bestimmte Vorgaben und Regeln und argumentieren, dass sie den Verkehr fließend halten müssen – und dass sie nicht die Aufgabe haben, ihn aufzuhalten.“ Verkehrsschauen vor Ort seien regelmäßig ein Mittel, um auf Anpassungen hinzuwirken. „Das höre ich nun schon seit 30 Jahren“, antwortete Maik Dannemann, „passiert ist nichts.“ Letztlich kam man überein, dass auch Vertreter der Dorfgemeinschaft nun stärker an den Verkehrsschauen teilnehmen und „etwas massiver“ ihre Interessen einbringen sollen. Immerhin stellte Porsch in Aussicht, dass 2021 auch an der Dorfeinfahrt von Ochtmannien her ein Display zur Geschwindigkeitsmessung aufgestellt werden könne.
Was sonst noch besprochen wurde
Der Glasfaser-Ausbau läuft gut, zunächst im Tiefbau (Leerrohre); Ende 2021 sollten die ersten Haushalte in Neubruchhausen dann online gehen können. „Sag’s und einfach“ – die Möglichkeit, auf der Webseite der Stadt Schäden zu melden und Verbesserungsvorschläge zu machen – wurde von neubruchhausen.de sehr gelobt: „Da hat sich schnell etwas getan, die Stadt immer zügig reagiert.“ Lob gab es auch von der Stadt für den engagierten Heimatverein und seine Gruppe der „junggebliebenen Alten“ – Porsch nannte sie „geländegängige Großväter“ – deren Einsatz für das Dorf und seine Anlagen nicht zu unterschätzen sei.