„Einkaufen von 6 bis 22 Uhr – an allen Tagen!“

Zwei Frauen, eine Idee: Die Schwestern Veronika Matt und Diana Spitzer wollen in Neubruchhausen einen regional einzigartigen Vollsortiment-Laden starten. Im Volksbank-Gebäude an der Hauptstraße soll Einkaufen an sieben Tagen die Woche von früh bis spät möglich sein. Im Interview mit neubruchhausen.de sprechen sie über ihre Idee, das Konzept und ihren Zeitplan.

Frau Matt, Frau Spitzer, sie wollen in Neubruchhausen investieren und eine regional einzigartige Einkaufsmöglichkeit schaffen. Worum geht’s?

Die Schwestern Diana Spitzer (links) und Veronika Matt aus Heiligenfelde und Syke wollen in Neubruchhausen einen regional einzigartigen Nahversorger starten.

Diana Spitzer: Wir möchte in Neubruchhausen einen neuartigen Nahversorger einrichten: einen Vollsortiment-Laden auf ca. 150 Quadratmetern, der an sieben Tagen in der Woche von 6 bis 22 Uhr geöffnet ist, 365 Tage im Jahr. Die Volksbank schließt dieses Jahr ihre Filiale an der Hauptstraße. Sie hat ihre Kunden gerade darüber informiert. Deshalb bietet sich dieses Gebäude in zentraler Lage für uns an. Unserer Meinung nach ist die Zeit reif für eine dörfliche Einkaufsgelegenheit neuen Stils mit nachhaltigem, regionalem Charakter. In Süddeutschland funktioniert das bereits blendend.

Aber wir haben in Neubruchhausen doch schon den Dorfladen von Renate Bothe …

Veronika Matt: … und deshalb war es uns äußerst wichtig, mit Frau Bothe und ihrer Tochter Jennifer zu sprechen, bevor wir an die Öffentlichkeit gehen. Wir wollten niemanden verdrängen oder eine Konkurrenz aufbauen! Das Gespräch war sehr fruchtbar: Frau Bothe hat signalisiert, dass sie in absehbarer Zeit langsam in Rente gehen will; ihre Tochter kann sich eine Zusammenarbeit mit uns vorstellen und ist dazu herzlich eingeladen, ohne dass es jetzt schon konkrete Pläne gibt. Wir haben aber auch mit Vertretern der Neubruchhausener Dorfgemeinschaft gesprochen, ebenso mit Stadt und Landkreis. Alle standen unserer Idee ausgesprochen positiv gegenüber und haben uns Mut gemacht.

Warum haben Sie sich gerade Neubruchhausen für einen solchen Nahversorger neuen Stils ausgesucht?

Diana Spitzer: Weil meine Schwester viele Jahre für die Volksbank tätig war, ergab sich die Möglichkeit, das Gebäude zu übernehmen. Uns war wichtig, hier nicht nur Mieteinnahmen zu erzielen, sondern den Geschäftsbereich zu erhalten und einen Mehrwert für das Dorf zu schaffen. Eine Einkaufsmöglichkeit bietet sich an: Lage und Einzugsgebiet sind gut, und in Neubruchhausen hat sich zuletzt sehr viel Positives getan, es gibt ein funktionierendes Dorfleben. Wir sind zudem davon überzeugt, dass das Landleben wieder vor einem Aufschwung steht. Viele Leute haben das Gewusel der Stadt satt oder können sich das Leben dort nicht mehr leisten. In Neubruchhausen und umzu wohnt unsere Zielgruppe: Menschen, die nicht wegen jeder Kleinigkeit nach Bassum, Syke oder Heiligenfelde fahren wollen, für die Nachhaltigkeit immer wichtiger wird und die deshalb lokale und regionale Produkte schätzen.

Wie genau sieht ihr Konzept aus? Der Markt ist hart umkämpft, und gut sortierte Supermärkte sind nur wenige Kilometer entfernt.

Veronika Matt: „Bei uns gibt es die Grillwürste dann auch am Sonntagnachmittag!“

Veronika Matt: Wir werden sicher nicht den Großeinkauf ersetzen können. Aber wir sind überzeugt, dass viele Menschen gerade in Dörfern künftig wieder die kurzen Wege wählen, wenn etwas fehlt oder sie einen kleineren Einkauf machen wollen. Zudem haben sich Arbeitswelt und Leben verändert, man macht Schicht oder ist öfters im Homeoffice. Deshalb die ausgedehnten Öffnungszeiten von sehr früh bis sehr spät – und dass das ganze Jahr. Bei uns gibt es die Grillwürste dann auch am Sonntagnachmittag! Wir setzen auf Self-Service, das heißt man kauft ein, scannt die Ware selbst und bezahlt dann elektronisch. Das funktioniert heutzutage leicht verständlich und unkompliziert. Es wird aber auch stundenweise jemand im Laden sein, der mit Rat und Tat zur Seite steht.

Im Volksbank-Gebäude an der Hauptstraße soll bald ein Einkaufsladen der neuen Art entstehen – mit ausgedehnten Öffnungszeiten an allen Tagen der Woche.

Diana Spitzer: Wir wollen ein Vollsortiment anbieten – und die Dorfgemeinschaft kann mitbestimmen, was ihr wichtig ist und sie dort gerne hätte. Wir wollen diesen Laden nicht „vorsetzen“, sondern gemeinsam mit dem Dorf entwickeln. Was fehlt? Was hätte man gerne im Angebot? Von welchem Erzeuger? Sagt es uns! Zudem ist uns der regionale Ansatz wichtig. Es sollen möglichst viele Waren von hier kommen, gerne auch aus dem Dorf selbst. Und es soll auch Zusatzangebote geben. Wir haben sehr viele Ideen! Was sich dann durchsetzt, kann die Dorfgemeinschaft mitbestimmen. Der Laden läuft nur, wenn er angenommen wird. Also muss er genau das bieten, was vor Ort gebraucht wird.

Diana Spitzer: „Der Laden läuft nur, wenn er angenommen wird. Also muss er genau das bieten, was vor Ort gebraucht wird.“

Wie sieht Ihr Zeitplan aus?

Veronika Matt: Es muss natürlich einiges umgebaut werden, der Laden soll ja auch sehr ansprechend und gemütlich werden. Wir hoffen, dass wir im Sommer mit den Umbauarbeiten beginnen können. Was die Eröffnung angeht, würden wir natürlich gerne das Weihnachtsgeschäft mitnehmen. Aber ob das so klappt, hängt von den Kapazitäten der Handwerksbetriebe ab, von denen natürlich auch die aus dem Dorf mit in die Ausschreibung aufgenommen werden. Spätestens im Frühjahr 2022 soll es dann aber wirklich losgehen. Interessierte Erzeuger und Handwerksbetriebe können sich gerne schon mit einer E-Mail an die Adresse ve-di@gmx.de bei uns melden.

Interview und Fotos: Kai Uwe Bohn

Diana Spitzer und Veronika Matt haben sich bei ihren Plänen von einem Konzept aus Süddeutschland inspirieren lassen, das dort sehr gut funktioniert – in diese Richtung soll es auch in Neubruchhausen gehen. Zum Nachschauen: www.tante-m.shop

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